Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert

„Liebesgeschichten“ von Julio Cortázar

Bitte Weiterlesen, es wird nicht zu schnulzig! ;-)

Ein Buch, das mich an jemanden erinnert. Da gibt es viele. So viele Bücher bekommt man von Freunden und Bekannten empfohlen, die einen dann zwangsweise an diejenige Person erinnern. Ehrlich gesagt, hatte ich Schwierigkeiten, das passende Buch auszuwählen.

Die Sammlung von Liebesgeschichten Julio Cortázars bekam ich letztes Jahr zu meinem Geburtstag geschenkt, von einem sehr lieben Studienkollegen, der als Widmung Folgendes ins Buch geschrieben hat: „Und mit einem uns teueren Menschen werden wir zuerst über unsere Lektüre sprechen“ (Daniel Pennac).

Julio Cortázars Liebesgeschichten sind auf den ersten Blick leicht und verspielt, doch aus flüchtigem Glück wird oft bitterer Ernst, worauf manchmal gar der Tod folgt. Seine Protagonisten können nicht mit der Liebe spielen, denn sie ist eine unkontrollierbare, unbezwingbare Kraft. Sie ist eine phantastische Macht, die die Realität aufbricht und die Menschen verwandelt oder auch verzweifeln lässt. Auf die Liebe muss man sich einlassen, am unmöglichsten Ort, zur unpassendsten Zeit.

Meine zwei liebsten Geschichten dieses Bands sind Unzeiten und Beleuchtungswechsel. In Unzeiten erinnert sich Aníbal an seinen Jugendfreund Doro und an dessen Schwester Sara, in die er damals verliebt war, die er nie richtig vergessen konnte und die er nach vielen Jahren durch Zufall auf der Straße wiedersieht. Die Erzählung Beleuchtungswechsel kann ich hier gar nicht zusammenfassen, ohne den Aha-Effekt, den man nach dem Lesen hat, kaputt zu machen.

Jede Erzählung Julio Cortázars ist einzigartig. Ich kann ihn jedem von euch wärmstens ans Herz legen, und besonders denen, die denken, sie hätten schon alles gelesen und in der Literatur gäbe es nichts Neues mehr. Er spielt mit Wirklichkeit und Fiktion und schafft es so, mich mit jeder seiner Geschichten völlig in Verblüffung zu versetzen. Wunderbar.

Mich jedenfalls erinnert dieses Buch an laue Sommerabende in Katalonien mit meinem Studienkollegen, der mir einige Erzählungen Cortázars (darunter Unzeiten) eindrucksvoll und berührend vorgelesen hat. Es ist eines meiner Lieblingsbücher, wenn auch nicht das liebste. Wahrscheinlich, weil es mir mit meinem Kollegen ähnlich geht: Man weiß nie genau woran man ist.

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Vera ist 24 Jahre alt und studiert Romanistik (Französisch, Okzitanisch, Katalanisch) in Wien. Sie arbeitet nebenbei in einer Bibliothek und liebt Bücher. Auch schreibt sie gerne, doch meistens nur für sich selbst, da sie ein wenig Angst vor den Reaktion ihrer Mitmenschen hat. Sie twittert unter @vera_nda (http://twitter.com/vera_nda).

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