Interessantes u. Spannendes Life Netzleben

Der YouTube-Fluch

30 Jan ’11

Gestern hab ich mit ein paar Freunden, die sich wohl auch eher zu den Internet-Geeks zählen dürfen, getroffen, um zu essen und trinken. Bei jemandem zuhause. Es war sozusagen eine kleine Wohnungs-Party, bei der es großartige Pasta gab und guten Wein. Nach einiger Zeit haben wir uns selbst ein bisschen beobachtet, nämlich dann, als plötzlich jemand vor dem Computer saß und YouTube eintippte. Da wussten wir: wir sind mit der Party bei der YouTube-Phase angelangt.

 

Als ob das nicht schon genug wäre, haben wir dann auch noch festgestellt, dass dieser Teil der Party selbst wiederum in sieben Phasen unterteilt werden kann. Die Diskussion über diese Phasen brachte schlussendlich auch noch ans Tageslicht, dass sich diese Phasen in einem Modell des inkrementellen Kreises wiederholen, das heißt: jede Phase geht man nochmals durch, aber mit immer härteren und ärgeren Videos. Meine Theorie dazu war aber folgende: es verhält sich eher so wie mit der Quantenphysik, die Beobachtung verändert das Ergebnis. Hätten wir uns nämlich nicht von Anfang an dabei beobachtet, wäre das Ergebnis vermutlich ein völlig anderes geworden. Aber weil ich auch niemanden länger auf die Folter spannen will, könnt ihr hier die sieben YouTube-Phasen lesen, die es auf wirklich JEDER Wohnungsparty gibt.

YouTube-Phase 1: “Kennst Du…?”

Phase 1 beginnt meist damit, dass jemand am Computer sitzt, ihm etwas einfallt und er dann etwas raussucht. Meistens sind das Video eher witziger Natur, aka. Zitate aus Simpsons-Episoden.

YouTube-Phase 2: “Hey, kennst Du…?”

Durch Assoziationen, die man mit den Videos aus Phase 1 geschlossen hat, kommen dann außer dem Menschen, der am Computer sitzt, ein elitärer Kreis von Menschen hervor, die dem, der an der Quelle sitzt, immer mehr Videos zurufen und ihn auffordern diese zu suchen. Meistens sind das Musikvideos eher alternativeren Ursprungs und Musik, die man vermutlich nicht im Radio hört, wie Dubstep Santa.

YouTube-Phase 3: chillige Musik

Irgendwann wird es für alle Beteiligten zu anstrengend und man beschließt jetzt auch diejenigen zum Zug kommen zu lassen, die zwar schon mehrere Ideen hatten, aber noch nicht mitentscheiden durften, sprich: die Hip Hop Fraktion. Hier werden fette Remixes und fette Wagen gezeigt und man redet plötzlich darüber, wer was produziert hat und über die Klischees (Autos, Geld und shizzle).

YouTube-Phase 4: Singalong und Schwachsinn

Um in dieser Phase anzukommen, muss zumindest schon eine gewisse Menge an Alkohol geflossen sein. Die Schamgrenzen sinken. Der Wurschtigkeitsfaktor steigt. Hier werden jetzt Songs ausgepackt, bei denen man super mitsingen kann. Da werden nicht nur Songs aus der Jugend auspackt, sondern das ist auch die peinlichste Phase. Hier erkennen einfach alle, was man in seiner Jugend für Schwachsinn gehört hat bzw. die Tatsache, was man alles für Schwachsinn kennt erzeugt bei allen Beteiligten meist nur Kopfschütteln.

YouTube-Phase 5: Alle springen jetzt auf den Zug auf

Es gibt dann ja noch die, die sich die ganze Zeit rausgehalten haben aus der YouTube-Diskussion. Allerspätestens jetzt kommen diese Leute drauf, dass ihnen doch was einfällt, was man anschauen könnte.

YouTube-Phase 6: Philosophisches

Jetzt packt man die Philosophie-Keule aus und plötzlich werden Videos hergezeigt, die kaum jemand kennt oder die man schon eeeeeeewig nicht mehr gehört hat und es entsteht eine Diskussion und Analyse jedes einzelnen Videos aufs Schärfste. “Hallo Bimmelbahn” von Nighttrain vorgestellt und alle sagen: “Boah, arg! Das kannte ich, aber wusste nicht, dass das das Original sei”.

YouTube-Phase 7: Apokalypse

In dieser Phase spielen nur noch die härtesten mit, denn den anderen “fällt jetzt nichts mehr ein”, was man auf YouTube sehen könnte. Da kommen dann Sachen wie Captain Jack, Beastie Boys und Dizzie Raskal. In unserem Fall auch: Ganja White Night.

Die Phasen sind übrigens beliebig oft wiederholbar. Irgendwann zwischen jedem erneuten Phasen-Durchgang wird auch darüber diskutiert wie scheiße YouTube nicht sei, weil es alle Konversationen ruiniert und ein Party-Killer ist. Dann darf wieder bei Phase 1 angefangen werden. Je mehr Alkohol dabei im Spiel ist, desto härter werden die Abstiege nicht nur zwischen den einzelnen Phasen, sondern besonders zwischen den einzelnen Durchgängen.
Ein Pro-Tipp an dieser Stelle von uns: da es bei diesen YouTube-Abenden immer vorkommt, dass man sich gerne Videos gemerkt hätte, die man sich angeschaut hat, dies aber in Anbetracht der Menge unmöglich erscheint, sollte man sich am nächsten Tag vom Gastgeber einfach die YouTube-History schicken lassen!

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3 Comments

  • Reply Tweets that mention Der YouTube-Fluch | ivy machts net -- Topsy.com 30 Jan ’11 at 13:50

    […] This post was mentioned on Twitter by Iwona W., Iwona W.. Iwona W. said: Wie YouTube jede Party zerstört. Oder auch nicht: http://bit.ly/g7Z6Ha […]

  • Reply Sandra 4 Feb ’11 at 19:09

    wieder mal ein toller beitrag, schön flüssig zu lesen und das wichtigste: man denkt sich beim lesen… “ja voll, so is das” :D mehr von deinem blog, bitte :)

  • Reply der Gastgeber 6 Feb ’11 at 12:17

    Ich muss dazu sagen, dass viele Parties die selben Phasen durchlaufen aber dabei überhaupt keine Musik gespielt wird. Man könnte also sagen, dass du eher den Sonderfall der “Youtube Jukebox” bei mir erlebt hast, weil es (hauptsächlich) um Musik ging.

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