Life

Warum ich wieder ein Auto kaufe

3 Oct ’12

In den letzten Monaten ist der Wunsch nach einem Auto bei mir immer größer geworden. Mittlerweile habe ich schon konkrete Pläne und werde diese im ersten Halbjahr 2013 auch umsetzen. Ich habe mit vielen Freunden und auch auf Twitter mit einigen über dieses Thema diskutiert. Immer wieder werde ich mit unverständlichen Blicken gefragt, warum ich denn ein Auto kaufe, wo man in Wien doch keines braucht. Und bis vor kurzem war ich auch dieser Meinung.

Den Volvo XC90 hätt ich gern, aber mein Konto hat sich dagegen entschieden ;)
(Credit: volvocars.at)

Aber mal von vorne…

Als ich vor acht Jahren nach Wien gezogen bin, hatte ich die ersten vier Jahre ein Auto. Am Land hat man einfach ein Auto, weil man dort schwer von einem zum anderen Ort kommt, wenn man kein Auto besitzt. Man kann sich, wenn man vom Land kommt, auch eine Großstadt nicht ohne Auto vorstellen. Das hat sich aber geändert, denn schnell hab ich gemerkt, dass das Wiener Öffi-System wirklich gut ist und man schnell von A nach B kommt. Ein Auto wäre nur mit finanziellen Ausgaben verbunden gewesen, die durch die geringe Nutzung kaum zu rechtfertigen gewesen wären. Das Auto hab ich dann bei meiner letzten Trennung gegen eine Wohnungseinrichtung getauscht.

Entgegen aller Trends

Ich weiß, dass Autos Dreck produzieren. Ich weiß auch, dass ein Auto etwas kostet. Nicht nur in der Anschaffung, sondern vor allem auch im Unterhalt. Treibstoff, Versicherung, Schäden oder Routinechecks. Das alles geht ins Geld und ich bin wahrlich kein reicher Mensch. Ich bin aber auch kein Sparefroh, denn für Dinge, die mir wichtig sind, gebe ich Geld aus. Ich mag Wien und ich finde es toll, dass man viele Radwege und Fußgängerzonen baut. Ich bin sogar für das Parkpickerl, aber dennoch will ich ein eigenes Auto. Das hat bei mir mehrere Gründe:

  • Die extreme Verschlechterung der Öffis seit etwa einem Jahr.
    Vielleicht ist das nicht belegbar oder messbar, aber ich habe das Gefühl, dass es in den Öffis bereits vor der neuen Jahreskarte (die übrigens toll ist und ich froh bin, dass man so günstig mit den Öffis fahren kann) zu massiven Problemen kam. Abgesehen von Sanierungen, die dringend auf den Öffi-Linien vorgenommen werden müssen, ist es der Fahrgastanstieg, der mir massiv zusetzt. Ich bin nicht gerade ein kuschelbedürftiger Mensch. Tagtäglich nutze ich die Linie 43 und ich habe mittlerweile schon richtig Aggressionen deshalb. Es ist nicht nur eng, sondern wird auch immer enger. Die Intervalle sind zu Stoßzeiten nicht groß genug. Das Gedränge ist massiv und nicht nur ein Mal ist es passiert, dass man meine Tochter einfach übersehen hat und mit dem Ellbogen gestoßen hat, ihr auf die Füße gestiegen ist etc.
  • Die Flexibilität.
    Ich kann mit dem Auto auch spontan aus der Stadt fahren.Wann ich will, also auch in der Nacht, wenn ich Lust habe. Ich kann sogar mit dem Auto auf Urlaub fahren, wenn ich möchte.
  • Das Finanzielle.
    So blöd es auch klingt, aber durch meine intensive Car2Go-Nutzung aufgrund der Punkte 1 und 2 zahlt es sich für mich voll aus, ein eigenes Auto zu kaufen. Das car2go ist zwar nett, wird aber auch immer teurer und die Autos sind nicht gerade für großartige Aktivitäten gedacht. Es passen nur zwei Leute rein, was in einem 3-Personen-Haushalt auch nicht unwesentlich ist.

Zu guter letzt: Ja, ich bin bequem. Ich will eben nicht täglich fast zerquetscht werden, mich von stinkenden Menschen umgeben lassen müssen. Kann sein, dass ich mit dem Auto nicht schneller bin. Das macht nichts. Ich werde meine Tochter mit dem Auto in die Schule bringen, kann unterwegs mit ihr quatschen, Radio hören und muss mir keine Gedanken darüber machen, ob der Mensch vor mir im nächsten Augenblick vielleicht sein Bier über meine neuen Schuhe schüttet oder der alte Mann hinter mir gleich seinen Ellbogen in das Gesicht meines Kindes pressen wird. Danke, aber der Versuch “autofreies Leben” hat bei mir jedenfalls keine Chance mehr.

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14 Comments

  • Reply Paul Weber 4 Oct ’12 at 09:24

    Jedem das seine. Ich stelle mir nur einige Fragen: 
    Warum musst du deine Tochter mit dem Auto in die Schule bringen?
    Ist Radfahren für bestimmte Strecken keine Alternative?
    Sobald man ein Auto hat will man es leider immer wieder benutzen :D 

    • Reply iwonaw 4 Oct ’12 at 09:35

      Entschuldige bitte, aber das mit dem Fahrrad ist eine nette Idee, jedoch nicht umsetzungsfähig. Ja, eventuell später, wenn sei den Straßenverkehr so selbstsicehr meistert, dass ich ihr das zutraue auf der STraße in die Schule zu fahren mit dem Rad. Im Winter muss das Kind auch nicht unbedingt in der Kälte mit dem Fahrrad fahren. Warum auch? Ich hab ja dann ein Auto.

      • Reply Paul Weber 4 Oct ’12 at 09:50

        Das Fahrrad war eher für dich gedacht. 
        Beim Kind ist mir schon klar das man das in der Stadt nicht umbedingt mit dem Rad auf den Schulweg schickt, ausser es ist schon ein sehr geübter Radfahrer. Da wären eher Öffis oder zu Fuß gehen zu empfehlen. Vielleicht wohnen ja einige Schulfreunde in der Nachbarschaft?Ich habe zu Fuß in die Schule gehen mit meinen Freunden eigentlich sehr nett in Erinnerung, da hat man bisschen Zeit zum plaudern und blödeln.
        Aber solange du dir kein SUV kaufst sondern ein vernünftiges Auto, das nicht hauptsächlich darauf ausgelegt ist in Kollisionen aller Art der “Gewinner” zu sein, sondern eines das dich dich kostengünstig und flott ohne viel Parkplatzsuchen an dein Ziel bringen kann, dann bin ich auch dabei.

        Schließlich hat meine Freundin auch ein Auto, das ich ab und zu benutzen kann, falls ich es brauchen sollte. Ist ein Suzuki Swift, sehr zum empfehlen als Stadtauto.

  • Reply _Schera 4 Oct ’12 at 11:27

     ich verstehe nicht ganz, warum die entscheidung, ein auto anzuschaffen, eines solchen blog-eintrages bedarf? schlechtes gewissen? werbung für volvo? WTF? sobalds unbequem wird, doch lieber nicht auf den komfort verzichten?

  • Reply _Schera 4 Oct ’12 at 11:27

     ich verstehe nicht ganz, warum die entscheidung, ein auto anzuschaffen, eines solchen blog-eintrages bedarf? schlechtes gewissen? werbung für volvo? WTF? sobalds unbequem wird, doch lieber nicht auf den komfort verzichten?

  • Reply _Schera 4 Oct ’12 at 11:28

     ich verstehe nicht ganz, warum die entscheidung, ein auto anzuschaffen, eines solchen blog-eintrages bedarf? schlechtes gewissen? werbung für volvo? WTF? sobalds unbequem wird, doch lieber nicht auf den komfort verzichten?

  • Reply Felix 4 Oct ’12 at 16:20

    Dazu fällt mir leider nur “ziemlich arm” ein :-(
    Anstatt sich dafür einzusetzen, dass Intervalle verkürzt werden und die Zeit des Auto auswählens dafür zu gebrauchen, andere Geplagte für deine Idee zu gewinnen, vervielfachst du deinen Platzanspruch auf ein Vielfaches (und Platz ist leider das, was es in der Stadt nie genug gibt!)!

    Wenn dein Auto voll besetzt neben meiner Radspur im Stau steht, habe ich vielleicht Mitleid mit dir – solltest du hingegen nur alleine drin sitzen, rechne damit, dass ich die verurteile, verachte und – solltest du mich als Radfahrer schneiden oder anderweitig in Gefahr bringen – bestrafe ;-)

    Autokauf ist gleich Externalisierung! Auf Kosten der Allgemeinheit, Raum in Anspruch nehmen und die Luft verpesten kann in Zeiten von Alternativen einfach nicht geduldet werden!

    Denk an mich, wenn du im Stau stehst und dich darüber ärgerst, dass sich der “blöde Radler” mal wieder zwischen den Autos hindurch schlängelt…

    PS: Wann soll deine Tochter lernen, im Straßenverkehr ihrer Stadt zurecht zu kommen??? Wenn sie einen Führerschein macht? Bitte nicht…

    • Reply iwonaw 7 Oct ’12 at 12:59

      Ganz schön selbstgerechter Kommentar. Das, was Du mir vorwirfst, kannst Du 1:1 auf Dich selbst umlegen. Und wo hab ich “blöde Radler” geschrieben? Sag mir, wo? 

    • Reply andreas habicher 8 Oct ’12 at 10:01

      Verurteilen und verachten ist reichlich stark in Bezug auf Leute, über die du nichts weißt als dass sie jetzt, in diesem Augenblick, allein im Auto sitzen. Schalte mal einen Gang zurück.

  • Reply Paula 5 Oct ’12 at 13:45

     Ich verstehe dich was die Straßenbahnlinie 43 betrifft voll und ganz!
    Mein Luxus ist, dass ich ohne Kinder überall und immer mit dem Fahrrad fahren kann. Und mich gerne aktiv bewege. Mit Kind/ern geht das mit dem Radfahren dann einfach nicht mehr so leicht.
    Morgen könnte ich mit dem Auto 45km aufs Land zu Freunden fahren. Das Wetter soll so schön werden, dass ich lieber 2 Stunden früher losfahre und mit dem Fahrrad hinfahre, so wird die Fahrt selber auch schon zum Erlebnis. Wie gesagt, das ist der kleine Luxus der Kinderlosen. Nie, nie, nie würde ich auf regelmäßiger Basis die Öffis in Wien verwenden können – aus den Gründen die du im Posting nennst. Dir Rücksichtslosigkeit rangiert dabei ganz weit oben!
    Viel Glück beim Kauf! Wir sind gebraucht immer gut gefahren. Ah ja – Ja, wir haben auch ein Auto. :-)

  • Reply Paula 5 Oct ’12 at 13:49

    PS: eine Frage noch zum Schulweg – ich nehme an, dein Kind geht in die Volkschule? In Wien sind Volkschulen doch in fußläufiger Distanz zur Wohnung. Was auch der Erziehung der Kinder im Straßenverkehr dient, nämlich dass sie lernen, sich zurecht zu finden. Erst im Gymnasium/Hauptschule ergeben sich weitere Anfahrtswege. Oder habt ihr eine besondere Schule ausgesucht, die so weit weg ist, dass man da nicht in 10, 15 Minuten zu Fuß hinkommt?

    • Reply iwonaw 7 Oct ’12 at 13:00

      Nein, denn Schulen sucht man sich im Normalfall auch etwas aus, außer man nimmt wirklich aus Faulheit diejenige, die am nächsten liegt, was in meinem Fall nicht so ist.

      • Reply Paula 9 Oct ’12 at 22:53

        Ich würde nicht sagen, dass man faul ist, wenn man auf die nächstgelegene Volksschule zurückgreift. Es macht einfach auch Sinn, die Infrastruktur anzunehmen, die einem in der Großstadt angeboten wird, das sind Vorteile die andere am Land nicht haben – eben der fußlläufige Schulweg. Wieso sollte man deswegen faul sein? Offen gestanden verstehe ich deine Antwort gar nicht. Was du meinst mit “im Normalfall sucht man sich Schulen auch etwas aus”. Es geht hier um die Volksschule, richtig?

        • Reply Wolfgang 1 Nov ’12 at 09:20

          Den fußläufigen (Volks-)Schulweg hat am Land eigentlich auch fast jeder. Dazu kommt der Vorteil, dass die Volksschulen sozial besser durchmischt sind, weil nur wenige ihre Kinder in andere Schulen bringen.

          Den fußläufigen Gymnasiums/Hauptschulweg haben am Land nicht viele, und den fußläufigen Arbeitsplatzweg nur sehr wenige. Aber in der Volksschule ist das kein Problem.

          Und selbst wenn die Wege ein bissl länger sind, gibts da weniger echte Gefahren, wie Straßenverkehr und Kinderverzahrer, dafür aber mehr ungefährliche Nervenkitzel wie das Überspringen vom Dorfbach und die Seilbahn vom Spielplatz am Weg.

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