6 Frauen über Sex Projekte

“6 Frauen über Sex” – Teil III von Inga

15 May ’10

SEX.

Amerikaner? Vordergründig superprüde, aber die most kinky Pornovideos, die geiferne Teenageboys je gesehen haben. Italiener? Erotik pur. Muß man nicht erklären. Ostblock-Hasen und –Stecher sind sowieso die Ärgsten. Hinter dem Eisernen Vorhang wurde gepudert, daß sich die Balken bogen. Und auch heute noch gehört das blondierte und großbustige Flittchen für den zu Verhandlungen nach Moskau eingeflogenen Businesspartner zum guten Ton. Und wir?

Unser Verhältnis zu Sex und Erotik ist dagegen eher schwierig bis verklemmt. Statistiken behaupten zwar, daß wir in den europaweit angelegten Teststudien zum Thema Bettsport durchaus durchschnittlich abschneiden, was Koitus-Häufigkeit und Penislänge angeht, die Wirklichkeit sieht aber ganz anders aus. Dank Tabuisierung durch katholische Kirche, renitente Spießereltern, praktisch nicht vorhandenen Sexualkundeunterricht und medienweit geschürter Versagensangst, sind wir nicht gerade die schärfsten Bunnies und Popper unter dem Himmel. Da helfen auch selbstbewußte Beate Uhse-Shops zwischen Kentucky Fried Chicken und Deichmann auf “Europas längster Einkaufsstraße” und Kabelfernsehen mit Softpornos im Spätprogramm nix.

Woran liegt’s?

An unserer Sprache. Jawohl. Ich mache da gar keinen Hehl draus, obwohl ich sie liebe.Sobald wir unsere geilen Gedanken aus der Kopfkinowelt in die sprachliche Realität tranformieren, war’s das. Während andere reizende und äußerst blumige Metaphorik anwenden, greift der gemeine Deutschsprachige zum Heimwerker-Vokabular: Nageln, Bohren, Rohr verlegen, Dübeln, Hobeln. Außerdem “machen wir Liebe” – mit Hilfsverb!

Diese Sprachdramatik wird einem besonders bei der Nutzung des Internets schmerzhaft bewußt. Die sich hier quasi zensurlos verbreitende Pornografie wird mit Hilfe automatischer Übersetzungsprogramme für den globalen Markt aufbereitet – und offenbart schonungslos die Armseligkeit unseres Wortgutes, an der weiß Gott der Computer nicht Schuld ist. Das Problem liegt viel tiefer. Dies verdeutlicht das nachfolgende Originalzitat aus dem ursprünglich Englischen, dieser schier unendlich epischen und doch so “straighten” Sprache (entnommen der mittlerweile leider verstorbenen Website 0payment.com):

“Absolutes SexSexSex
– bestes porn überhaupt!

Hallo, bin ich also hornig, und ich bin gerade, wartend, daß Sie nach
innen erhalten. Wir haben über 10,000 Abbildungen und den Kosten,
Vertiefung, die sie total frei ist. Mit sehen Sie meinen Körper, ich
sind so hornig.

Hallo, wünsche ich ihn so stark und in einem langen Zeitpunkt… und
wenn Abbildungen nicht genug für Sie sind, wohl gibt es etwas hornige
videoaufwartung. Gerade für Sie, über 100 videos und vertrauen Sie
mir, Ihnen wünschen Reue es. Hornigster Bildschirm überhaupt, die
beutiful Mädchen so, wünschen Sie glauben ihm sogar. Frei!

So 10,000 Abbildungen, Lots Bildschirm. Beste Bilder überhaupt.
Hornige Mädchen. Große tists. Nizzakolben. Reizende blonds u.
reizvolle brunettes. Thats alles? – keine Weise, unseren
Phasenschwätzchenraum vorstellend, geben Ihnen das posibiliti der
Sitzung Leute und online plaudern. Dieses ist das hornigste
Schwätzchen überhaupt, frei! – überprüfen Sie es heraus!

So sind Sie betriebsbereit, das wildeste porn jetzt, zu stationieren
für freies zu sehen? – wohl klicken Sie mich dann, um hereinzukommen.”

“Absolutes SexSexSex” und “bestes porn überhaupt” lassen wir mal im Zuge der Denglifizierung noch als halbwegs verständlich durchgehen, doch bereits bei “Ich bin hornig” ist’s mit dem Auge zudrücken vorbei, denn die Bilder, die mit dieser Aussage im Kopf erzeugt werden, sind keineswegs erotisch, sondern schreien vehement nach Pediküre und Hornhautraspel. Und was um alles in der Welt sind Nizzakolben und ein Phasenchwätzchenraum? Und warum gibt es offenbar kein passendes Wort in unserer Sprache dafür?

“So sind Sie betriebsbereit, das wildeste porn jetzt, zu stationieren für freies zu sehen? – wohl klicken Sie mich dann, um hereinzukommen”, so der Text weiter. Reinkommen? Freies sehen? Brüste? Schwänze vielleicht? Würd’ ich ja gerne, aber ich verstehe kein Wort, verdammt nochmal!! Ich bin nicht betriebsbereit. Offenbar. Und offenbar entgeht mir damit eine ganze Menge. Für immer am Fuße des Berges, der den Gipfel der Lust verspricht. Der Duden schämt sich wimmernd im Eck. Erotische Verarmung – wie weit sie geht, läßt sich nur erahnen. Wir stehen allein. Und neidig. Denn nie werden wir die “lots Bildschirm”, “kostenlose Vertiefungen” und “große tists” kennen lernen und den tiefen Sinn hinter “Ich bin gerade, wartend, daß Sie nachinnen erhalten.” erfassen können. Nie.


Geboren und aufgewachsen in der norddeutschen Tiefebene. Nach heftiger und anhaltender Rebellion erst orientierungslos, dann nach Wien emigriert und im boulevardesken Medienbusiness picken geblieben. Jetzt wieder seriös. Oder “seriöser”. Oder so. http://www.twitter.com/st4rbucks

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14 Comments

  • Reply frank 15 May ’10 at 14:37

    um gottes willen. was ist das denn für ein konfuser text?

    das automatische übersetzungsprogramme meist nicht sehr gut sind, ist schon länger bekannt. aber was hat das mit dem thema sex zu tun?

  • Reply st4rbucks 15 May ’10 at 15:57

    Frank, hast Du den ganzen Text gelesen? Es geht um Sex in unserer Sprache. Das wird einem aber nur klar, wenn man auch die Worte um den Website-Werbetext herum liest. Viel Erfolg!

  • Reply Chikatze 16 May ’10 at 01:34

    Wer ist denn Inga?
    Bloggerin? Vermisse einen Link…

  • Reply frank 16 May ’10 at 03:23

    @st4rbucks: ja, ich habe den ganzen text gelesen – leider.

    mir ist schon klar, dass die autorin versucht etwas über sex in unserer sprache zu schreiben. aber sie verfolgt dabei einen ziemlich obskuren ansatz, mit dem sie sich selbst blamiert. warum sollte ein von einem automatischen übersetzungsprogramm erstellter text da was aussagen? für die meisten worte gibt es mehrere übersetzungen. dass ein übersetzungsprogramm, das den kontext nicht versteht, da daneben greift, ist keine überraschung.

    so erfahren wir halt, dass die autorin bei horny an hornhautraspel denkt. auf deutsch übersetzt würde es einfach “geil” heißen. aber das wäre ja fad.

    darüber hinaus offenbart sie uns, dass sie von englisch nicht viel ahnung hat. “to nail sb.” gibts dort genauso, wie es bei uns “jem. nageln” gibt. das wäre wohl noch fader.

    ich bleibe dabei: das ist ein konfuser, schwacher text von einer autorin, deren phantasie wohl nicht so weit reicht zu erkennen, dass
    “schwätzchenraum” wohl ein “chatroom” ist
    “betriebsbereit” wohl “ready” hieß und besser als “bereit” übersetzt worden wäre.
    ditto “Reinkommen” -> “enter” -> “seite betreten” & “freies sehen” -> free -> “gratis”

    wobei die letzten 3 mit sex nichts zu tun haben

  • Reply Mathias 16 May ’10 at 04:47

    Trotzdem ein ziemlich belangloser Artikel. Auch die Englischsprachigen “make love” oder “have sex”, auch in Amerika “got someone nailed”. Mag sein, dass das etwa in den romanischen Sprachen anders aussieht – aber dann hätte die Autorin auch derartige Beispiele anführen sollen und nicht die Hälfte des Artikels mit irgendeinem letztendlich völlig irrelevanten Übersetzungskram aus dem Internet füllen sollen.

    Die Argumentation ist also nicht wirklich schlüssig, da hat Frank schon Recht.

  • Reply st4rbucks 16 May ’10 at 06:29

    Ach Frank. Tut mir leid. Mit Sarkasmus und Ironie tut sich halt nicht jeder so leicht. “Die Autorin” hat sehr wohl verstanden, was der Text meint, um den es hier ja hauptsächlich – und wenn dann nur mit einem LAUTEN Augenzwinkern – gar nicht geht. Und ausreichend Synonyme kennt sie auch, aber eine Übersetzung in meinem Kopf war nicht Sinn und Zweck der Übung, sondern… Nee, laß’ ma stecken. Schade, ich merke, die Erklärung hat keinen Sinn, denn der Herr versteht nicht, resp. will jetzt gar nicht mehr verstehen, worauf der Text hinaus will.

    Aber schon klar, eine detaillierte Beschreibung der Lieblingsstellung kommt halt bei Männern besser. Wegen dem “Geradeausdenken” und so. Wir Frauen sind da ja zu verwinkelt. Hach. Das nächste Mal gibt’s mehr direkten Sex. Versprochen.

    PS: Zählt “Leserbriefschreiben” zu Deinen Hobbies? :)

    @Chikatze: Unten ist ein Twitterlink

  • Reply frank 16 May ’10 at 11:33

    puh, dann hätten wir das ja geklärt. nicht der text ist schlecht, sondern ich bin zu blöd dieses geniale machwerk zu verstehen.

    und anstatt auf inhaltliche kritik einzugehen, unterstellt man einfach allen männern hier nur plumpe sexgeschichten lesen zu wollen. spricht jetzt nicht für dich.

    @lesebriefe: ab und zu in der krone, wieso?

  • Reply ah 16 May ’10 at 17:00

    Gottlob, eine Ausrede bei mangelnder Wortgewandtheit in der Horizontalen: Die Sprache ist’s. Obwohl … das hilft nicht lange. Denn bald stellt sich heraus, dass sich ja auch Fremdsprachen lernen lassen sollten. Schon liegt der Ball wieder im eigenen Tor.

  • Reply st4rbucks 16 May ’10 at 17:16

    @Ah: Toll, oder? Ausreden kann man immer brauchen. Ich denke, diese hier entspricht hervorragend der deutschsprachigen Mentalität.

  • Reply mj623 17 May ’10 at 22:19

    was ich ja überaus interessant finde: kaum schreiben hier ein paar frauen frei über sex hagelts einen negativen kommentar nach dem anderen…

  • Reply Mathias 17 May ’10 at 22:21

    War ja klar, dass diese Suggestion kommen musste. Als ob man Frauen nicht im gleichen Ausmaß kritisieren dürfte wie Männer. Das nennt man normalerweise Gleichberechtigung.

    (An den anderen Texten hab ich übrigens nichts auszusetzen, dieser ist aber nunmal inhaltlich und argumentativ schwach.)

  • Reply mj623 17 May ’10 at 23:04

    Das war nicht auf dich bezogen. Mir ist grundsätzlich aufgefallen, dass bei den Artikeln in dem es nicht positv besetzt um Sex geht, negative Kommentare fallen… justmy2cents

  • Reply Mathias 17 May ’10 at 23:09

    Schon klar. Trotzdem finde ich die Aussage seltsam. Ich glaube jedenfalls nicht, dass hier aufgrund sexistischer Kriterien Kritik ausgeübt wird. Ich schätze mal, die negativen Kommentare treten aufgrund der Brisanz des Themas auf. ;)

  • Reply mj623 17 May ’10 at 23:31

    Naja, unterschwelliger Sexismus vielleicht. Ich finde halt dass hier sehr negativ reagiert wird darauf, wenn eine Frau nicht unbedingt von Sex schwärmt. Wie das jetzt bei einem Mann aussehen würd, weiß ich nicht genau…wäre wahrscheinlich ein Erstaunen oder ein “schwuchtelbeschimpfen” wer weiß, wer weiß

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