Life

Flugangst

10 Feb ’13

plane

http://www.flickr.com/photos/ilike

Ich reise ja wirklich sehr gerne, aber habe ein massives Problem mit dem Fliegen. Es liegt nicht daran, dass ich kein Vertrauen in Technik habe, sondern weiß, dass es meistens menschliches Versagen ist, das die Flugzeuge zum Absturz bringt. Physik war eines meiner Lieblingsfächer, aber dass das Ding in der Luft bleiben kann, ist mir bis heute ein Rätsel. Jedenfalls sitze ich meistens in einem Flugzeug und male mir die schlimmsten Horrorstories aus. Wenn es jemals eine Serie oder einen Spielfilm geben sollte, in dem es ausschließlich um die Vielfältigkeit von Flugzeugabstürzen ginge: Ich wäre die perfekte Autorin für diese Serien. Niemand hat die absurdesten Ideen über dieses geflügelte Ding, wie es nicht abstürzen könnte und was nicht alles passieren könnte. Dabei machen mich irgendwelche Pieps- und Licht- und Alarm-Signale einfach wahnsinnig.

Da ich ein Freak bin und glaube, dass man sich nur durch Einreden von logischen Dingen wieder beruhigen kann, habe ich im Laufe meiner Flugkarriere herausgefunden, dass hier Fakten einfach zählen. Ob sie jetzt zu 100 Prozent stimmen oder nicht, weiß ich nicht. Ich habe diese Informationen aus zahlreichen Sendungen über Flugsicherheit und das Fliegen im Allgemeinen her. Kann sein, dass einige davon schon einige Jahre alt sind, aber mir hilft das dennoch ein bisschen.

  • Rein statistisch müsste man 62 Jahre lang durchgehend fliegen, um ein Mal abzustürzen.
  • Es sterben viel mehr Menschen bei Autounfällen als bei Flugzeugabstürzen. Ich glaube sogar, dass der Unterschied ein gewaltiger ist. Das Problem bei einem Flugzeug ist nur, dass immer viele Menschen auf einmal sterben. Das macht mein eigenes Schicksal aber weder schlechter noch besser in diesem Moment.
  • Wer ein Sicherheitsfreak ist, wird sich – um die Lebenschancen bei einem Absturz zu maximieren – an einen Platz setzen, der maximal sieben Reihen von einem Notausgang entfernt ist. Vom Notausgang bis zum Platz sollte man die Flugzeugreihen zählen, indem man die Rücksitze beim Vorbeigehen abzählt (damit man auch im Dunkeln den Notausgang findet).
  • Wer bei einem Flugzeugabsturz tatsächlich seinen Kopf auf die Knie legt, wird aller Voraussicht nach eher überleben.
  • Es ist wichtig, die aufblasbare Weste erst NACH dem Ausstieg aus dem Flugzeug aufzublasen, da man beim Absinken eines Flugzeugs sonst nicht mehr hinauskommt.

Tja und sitzt man dann drinnen und ist beruhigt und redet sich vor allem ein, dass eh nix passieren wird, dann wird alles gut. Da das manchen immer noch nicht hilft, empfehle ich einfach einen Schluck Rotwein. Zuviel sollte man davon allerdings auch nicht trinken, sonst ist man im Falle eines Falles betrunken und das wäre nicht besonders klug. Baldriantropfen und all die anderen halbesoterischen Sachen helfen da auch nicht. Manche Fluggesellschaften bieten Flugangst-Seminare an, von denen ich aber nicht genau weiß, was da alles gemacht wird. Kann auch sein, dass die ganz gut sind. Ich bin dennoch etwas skeptisch

Wenn man dann auch noch auf Quora Artikel wie diesen findet, in denen jeder einzelne Knopf in einem Cockpit erklärt wird, will man erst recht nicht fliegen. Aber weil man von A nach B kommen möchte, macht man es trotzdem und es geht immer irgendwie vorbei. Deshalb ist die einzig gute Methode gegen die Flugangst das Fliegen selbst. Ich habe nämlich das Gefühl, dass man immer weniger Angst hat, je öfter man fliegt. Und so eine Stewardess fliegt täglich und wird auch alt. 

Und jetzt meine Frage: Was sind eure Methoden gegen Flugangst?

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5 Comments

  • Reply Teresa Hammerl 10 Feb ’13 at 19:51

    Bei mir war das komisch. Ich hatte immer ganz besonders große Flugangst und hab mich nie getraut alleine zu fliegen. Irgenwann musste ich dann doch und auf einmal war die Flugangst beinahe völlig verflogen. Heute muss ich nur noch ab und zu eine Cola trinken um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen, aber ansonsten merke ich gar nichts mehr.

  • Reply Markus Prinz 11 Feb ’13 at 12:12

    Zum Thema Flugangst kann ich leider nix beitragen, aber:

    Wenn über jeden Autounfall in den Zeitungen so berichtet werden würde wie jedem Zwischenfall mit Flugzeug, hätte jede Zeitung jeden Tag einige Seiten nur mit Autounfällen.

    Aber nachdem Autounfälle (auch die tödlichen) inzwischen schon beinahe normal sind, wird da meistens nur ganz kurz berichtet, wenn überhaupt. Dadurch entsteht auch dieser Unterschied in der Wahrnehmung.

    Und wie man am aktuellen Beispiel Dreamliner sieht: die Behörden nehmen die Flugsicherheit sehr ernst, selbst so vergleichsweise kleine Probleme wie eine Batterie die eventuell zum brennen anfangen könnte werden eingehend untersucht, um sicherzustellen dass da auch wirklich nix schief gehen kann. Und nach jedem Absturz wird versucht genauestens die Ursache herauszufinden, damit etwaige Probleme bei anderen Flugzeugen schnellstmöglich repariert werden können. Schön wärs wenn das bei Autos auch so gemacht werden würde…

  • Reply disqus_hJVXQ3cCOl 12 Feb ’13 at 10:34

    Tja, das kenn ich leider auch zur Genüge. Durch meinen Beruf bin ich leider auf das Fliegen angewiesen – und glaub mir, ich kenne jedes Geräusch bei jedem Maschinentyp und zucke noch immer regelmässig zusammen, wenn der Schub beim Starten zurückgenommen wird etc.
    Ich bin ca 1 x pro Woche mit dem Flieger unterwegs – und richtig gut geht es mir bis heute dabei nicht – man stumpft einfach nicht ab. Mir hilft dann und wann ein Bier (in der Früh geht das natürlich nicht) – bei Turbulenzen waren es auch schon mehr. Da ist mir dann auch egal, was die Stewardessen von mir denken….

  • Reply Wolfgang 14 Feb ’13 at 21:38

    Was die bei den Flugangst-Seminaren machen, weiß ich zwar auch nicht, aber es gibt auch Flight-Awareness Seminare, wo man die Situationen mal durchspielen kann. Da kannst die Rutsche runterrutschen, die Tür aufmachen usw.

    Der Artikel hier ist interessant: http://travel.yahoo.com/ideas/what-they-don-t-tell-you-in-the-plane-safety-demo-004511936.html

  • Reply denim rouge 16 Feb ’13 at 20:41

    Sehr schöner Beitrag!
    Ich weiss genau wie du dich fühlst, solche Gedanken habe ich auch immer.
    Zwar nicht soo sehr, da ich die Gedanken meistens verdränge und es vermeide
    so genau darüber nachzudenken, aber ich kenne das schon …

    viele Grüße
    Denim

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