Food

Schuld am Pferdefleisch-Skandal sind die Konsumenten selbst

26 Feb ’13

pferdevia

Zum “Pferdefleisch-Skandal” wollte ich anfänglich nichts sagen. Das liegt zum einen daran, dass vermutlich schon alles gesagt wurde, was gesagt werden muss. Andererseits beschäftige ich mich – auch auf diesem Blog – oft mit dem Thema Essen und sinniere hie und da auch über Qualität, Quantität und Zubereitungsarten von Lebensmitteln. Deshalb wollte ich meinen Gedanken zu dem Thema nun doch freien Lauf lassen und habe diesen Blogpost verfasst.

Die große Verarsche

Man darf mich nicht falsch verstehen. Ich esse eigentlich sehr selten Pferdefleisch, finde den Geschmack allerdings ganz gut. Pferdeleberkäse gehört für mich zu einer seltenen Delikatesse, weil es vermutlich auch nicht so üblich ist, Pferde als Futter zu “verwursten” wie es bei Hühnern oder Rindern der Fall ist. Ich gehe also mit vielen Meinungen d’accord, dass es kein Skandal ist, Pferdefleisch zu essen. Der eigentliche Skandal besteht darin, dass man sich als Konsument verarscht fühlt. Man fühlt sich aber nicht nur so, es stellt sich nach und nach heraus, dass das auch meistens der Fall ist. Ähnlich wie im Bio-Eier-Verarschemechanismus im Nachbarland Deutschland, sehe ich mich als Konsument geschädigt. Ich habe kein einziges dieser Produkte gekauft, versuche aber beim Fleisch-Einkauf und bei Eiern halbwegs akzeptables Essen für mein Geld zu kriegen. Seit ich weiß, wie gut Bio-Hühner schmecken, kaufe ich keine abnormal gehaltenen Hendln mehr. Mir grausts einfach vor der Tatsache, dass da so viele Hühner auf so kleinem Platz gehalten werden, gemästet werden, um dann für 2 oder 3 Euro verkauft zu werden.

Der Billig-Wahnsinn

Man führe sich das einmal vor die Augen: Ein Huhn, also ein ganzes lebendiges Tier, kostet zwei bis drei Euro. Das kann doch in meinen Augen nicht ganz normal sein? Eine Packung Zigaretten oder ein Spritzer kosten da ähnlich viel oder weniger. Um das Geld kriegt man eine Flasche Wein. Zwar keinen besonders guten Wein, aber ein Heuriger vom Billa ist da schon drin. Meiner Meinung nach ist die Billigmentalität der Leute Schuld daran, dass sich auch Fleischer zu solchen Maßnahmen gezwungen fühlen. Trotz der Argumente, dass Lebenserhaltungskosten bei gleich bleibenden Löhnen immer höher werden, verstehe ich diese Art der Mentalität nicht. Man kann sich – und das weiß ich aus eigener Erfahrung – auch sehr gesund und qualitativ hochwertig ernähren, ohne zu tief in die Tasche zu greifen. Dass man dann auf das ein oder andere Schnitzerl verzichten muss, sehe ich nicht als Problem. Ich esse auch sehr gerne Fleisch, ich koche gerne mit Fleisch und kann mich für Qualität von Fleisch äußerst begeistern. Mir ist aber auch klar, dass das Heranwachsen von Tieren, deren Fütterung und ordnungsgemäße Schlachtung Geld und vor allem Zeit kostet. Diese Zeit muss ich als Konsument natürlich bezahlen. Dass Konsumenten immer günstigeres Essen und damit einhergehend immer schlechtere Qualität fordern, ist fast absurd. Die Konkurrenz im Fleischmarkt ist so groß, dass es da um Cent-Beträge geht, um die gestritten wird. Wer ein Hendl um 3,90 Euro anbietet, wird am nächsten Tag im Regel nebenan eines um 3 Euro finden. Das heißt aber nicht, dass ich als Konsument auf diese Masche reinfallen muss.

Billigsdorfer-Essen

Auch in der Gastronomie-Branche schaut es ähnlich aus. Kebab-Stände, Würstlbuden und asiatische Nudel-Fressbuden en masse haben eine so hohe Dichte an Billigfutter hervorgebracht, dass man als Konsument beginnt, jeden Cent zwei Mal umzudrehen. Denn an der nächsten Ecke kriegt man es um einen Euro billiger. Dass es aus den Asia-Buden aber nach ranzigem Fett stinkt und die 1,50-Euro-Nudeln mit Ente (!!) nicht der Qualität entsprechen, die ich mir als Genuss-Mensch vorstelle, muss einem doch bewusst sein. Ich esse auch hin und wieder Junk Food (McD etc.), fühle mich aber angesichts der aktuellen Lage etwas beruhigt und andererseits empört: Ich weiß, dass mir so etwas kaum passieren kann, da ich beim Einkaufen auf die Qualität des Essens schaue und Fertiggerichte nur in akuten Notfällen ins Haus kommen. Ich wünsche mir einfach, dass den Leuten ihre eigene Gesundheit und ihre ökologische Verantwortung irgendwann soweit bewusst werden, dass man sich nicht fremdschämen muss, wenn der Typ an der Kasse vor einem ein Hendl um 2,50 Euro kauft. Und nein, der Verzehr von Fleisch ist kein Menschenrecht. Mahlzeit, sag ich da nur!

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1 Comment

  • Reply Roland B. Seper 27 Feb ’13 at 09:04

    Ich fürchte, dass man diese Problematik, die ja nur ein kleiner Teil des Gesamtthemas ist, alleinig dem Konsumenten umhängen darf.

    Das ist exakt der Fehler, der dazu führt, dass Politik und Märkte gänzlich aus der Verantwortung entlassen werden. Das halte ich für einen ganz wesentlichen Punkt!

    Langversion meiner Sicht der Dinge:
    http://noxvobiscum.at/2013/02/lebensmittelskandal-nicht-fisch-nicht-fleisch
    http://noxvobiscum.at/2013/02/fleischskandal-nein-logische-konsequenz

    lG,
    Roland

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