Food

Menschen ohne Tischmanieren

29 May ’13

tischmanieren

Babykartoffel in Meersalz mit geräuchertem Lachs, Kresse und Dille-Sauerrahm-Dip

Ich bin absolut kein konservativer Mensch und begrüße jegliche Neuheiten, die es so gibt. Sei es neue Grußformeln oder Kommunikationsmittel: Mir soll’s recht sein. Was ich aber überhaupt nicht aushalte, sind Menschen mit schlechten Tischmanieren. Mir tun diese Menschen oft leid, weil ich denke, dass sie keine besonders gute Kinderstube genossen haben beziehungsweise die für mich nicht entsprechenden Umgangsformen kommuniziert bekommen haben. Zum Glück lebe ich in einem Umfeld, das davon weniger betroffen ist. Fast alle Menschen in meinem Freundeskreis sind Leute, mit denen ich gerne esse und/oder koche.

Mit Tischmanieren meine ich gar nicht, dass jemand weiß, mit welcher von den 23 Gabeln er beginnen soll zu essen. Ich gehe oft und viel essen, aber auch das weiß ich nicht immer auswendig. Ich weiß, wie man den Tisch herrichtet mit allem möglichen Blabla wie “Glas X kommt rechts oben neben den Teller, Löffelchen Y mit der Löffel-Seite nach rechts auf Platz Z” deckt und finde aber, dass das nicht jeder wissen muss. Ich beschäftige mich halt mit dem Thema und empfinde es nicht als besonders verwerflich, wenn jemanden das überhaupt nicht interessiert. Ich lege auch nicht besonders viel Wert darauf, dass man mit dem Essen warten muss, bis der Gastgeber quasi seine Zusage gibt. Das alles sind Dinge, die vielleicht bei Geschäftsessen oder in Restaurants wichtig sind, aber bei mir zuhause können Menschen sein wie sie sind. Sie können gerne von meinem Teller probieren, dürfen mit den Fingern essen und probieren oder den Wein verschütten. Alles kein Problem.

Störend wird es für mich erst dann, wenn Menschen gewisse Dinge beim Essen machen, die ich nicht aushalte. Dies führt unweigerlich dazu, dass mir diese Menschen komplett unsympathisch werden. Warum ich das Thema anreiße hat einen Grund: Eine Bekannte erzählte mir vor kurzem via Facebook Messages, dass sie einen total coolen Typen kennengelernt hat und schon einige Treffen mit ihm hinter sich hat. Ich habe sie daraufhin gefragt, ob sie denkt, dass das werden könnte. Ihre Antwort: “Nein, weil das letzte Mal, als wir essen waren, hat er bereits zum zweiten Mal einfach ungeniert gerülpst” – und das geht einfach gar nicht. Ich freue mich sehr, wenn jemandem das Essen schmeckt, aber offensichtliches und ungeniertes Rülpsen finde ich ekelerregend und es verdirbt mir den Appetit. Natürlich könnte man argumentieren, dass es sich um eine natürliche Regung handelt, der der Mensch nicht entkommt, aber das wäre eine fadenscheinige Ausrede. Schlimm finde ich es auch, wenn Leute nach dem Essen einfach aufstehen und herumgehen oder sich mit offenem Mund in den Zähnen mit dem Finger herumbohren. Weniger gemocht wird von mir auch das “Ich salze mal ordentlich und pfeffere, bevor ich überhaupt koste” – das ist zwar nicht so schlimm wie die anderen Beispiele, aber immer ein kleines “Facepalm” in meinem Kopf. Lautes Schmatzen: Fail, beim Kauen reden und spucken: Epic Fail.

Sicher kann man Menschen mit schlechten Tischmanieren helfen, ihre Gewohnheiten abzulegen. Aber eigentlich möchte ich niemanden umerziehen oder gar verändern. Wenn jemand meint, er muss das machen, dann wird es sich in einer Runde mit Gleichgesinnten wohl besser fühlen. Solange für mich das Thema Essen aber noch einen sozialen Aspekt hat (einen sehr wichtigen noch dazu), wird mein Bedürfnis, mich mit so jemandem anzufreunden, eher klein bleiben.

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