31 Tage - 31 Bücher Bücher Projekte

Tag 1 – Das Buch, das du zur Zeit liest

1 Jul ’10

Anna nicht vergessen von Arno Geiger

Inhalt: Lukas nimmt Abschied von Berlin. Dort ist einiges schiefgelaufen, und so verbringt er auch die letzte Nacht vor der Rückkehr nach Wien auf der Gästecouch einer todmüden Kellnerin. Am Morgen ist sie nicht wach zu kriegen, und als der Klempner klingelt, findet der junge Mann plötzlich einen Zuhörer, dem er ein ganz anderes Leben erzählen kann, das Leben, das er sich wünschen würde und eine große glückliche Liebe. Arno Geiger, der 2005 für seinen Roman “Es geht uns gut” den Deutschen Buchpreis erhielt, erzählt in seinem neuen Buch von Liebesdesastern und Lebensträumen und von Menschen, die nicht vergessen werden wollen – leicht, sprachlich brillant und mit großer Komik.

Ich lese momentan die Kurzgeschichtensammlung „Anna nicht vergessen“ von Arno Geiger. Es ist meine erste Kurzgeschichtensammlung – ich weiß auch nicht, was mich bis jetzt gehindert hat, aber Frauen, die aussehen wie Audrey Tautou auf dem Cover überzeugen mich stets. Gekauft habe ich das Buch in einer süßen, winzigen Buchhandlung und bezahlt hat es meine Großmutter – andernfalls hätte ich mir nie den Luxus eines Buches gegönnt, über das ich noch keine Besprechung gelesen habe. (Da bin ich äußerst eigen.)

Für mich gibt es große Unterschiede zwischen den Geschichten, es gibt Charaktere, Ideen, die mich fesseln und beeindrucken, die mich zum lachen bringen und dann schreibt Geiger über etwas, das ich nicht kenne, nicht fühlen kann, das mich nicht interessiert. Ich glaube genau das macht dieses Buch aus. Jeder Mensch findet hier eine Geschichte, die perfekt zu ihm passt. Es geht um Liebe, Sehnsucht, Verzweiflung und um den täglichen, urkomischen Kampf, nicht vergessen zu werden. Wir alle wurden schon mal vergessen. Ob von der großen Liebe oder dem schrecklichen Untermieter, den Eltern, dem seltsamen Klempner – wir kennen das Gefühl und das verbindet uns mit Geigers Charakteren, die liebevoll und trotzdem sehr leicht und dünn und fliegend gezeichnet wurden. Tiefe, die nicht anstrengt, das hat er hinbekommen.

Der Unterschied zu einem 500-seitigen Roman besteht wohl einfach darin, dass man nur wenig Zeit hat, Sympathie und Antipathie zu erzeugen. Man kann auch schlecht krampfhaft versuchen, mit Klischees das gewollte Ergebnis zu erzählen, denn dabei gingen Liebe und Wert des Geschriebenen verloren. Arno Geiger schafft es, etwas sehr glaubwürdiges in weniger als 30 Seiten zu schaffen. Das ist ein großes Geschenk wie ich finde.

Ich bin froh, auch daran teilhaben zu können, denn dieses Buch macht unvermittelt glücklich, man fühlt sich endlich mal verstanden. Kritiker in der Bunten würden es als Badewannen-Rotwein-Buch titulieren und ich würde zustimmen.

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Über mich:

Fee lebt in der Nähe von Karlsruhe und geht noch zur Schule. Sie verbringt einen Großteil ihrer Freizeit mit bloggen (http://samereason.blogspot.com/) und twittern (http://twitter.com/dramalovesme) und wenn sie dann noch Zeit und Muse – die sie nicht selten im unkontrollierten Musikkonsum sucht – findet, dann schreibt sie auch mal selbst Kurzgeschichten.

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5 Comments

  • Reply Tweets that mention Tag 1 – Das Buch, das du zur Zeit liest | ivy machts net -- Topsy.com 1 Jul ’10 at 09:22

    […] This post was mentioned on Twitter by Luca Hammer and Bernhard Madlener. Bernhard Madlener said: Ein schöner erster Teil! – RT: @iwona_w: Los geht's mit dem Bücherprojekt. Hier ist Tag1: http://bit.ly/bBA8cw #Literatur #Rezension #lesen […]

  • Reply (mad) 1 Jul ’10 at 12:53

    Arno Geigers „Es geht uns gut“ habe ich vor allem aufgrund des Vorarlberger-Bonus – der Autor stammt aus Bregenz – in die Hand genommen. Der Hype um das Buch und den Deutschen Buchpreis hatte mich damals misstrauisch gemacht, die Geschichte gefiel mir dann aber ausgesprochen gut. Der besprochene Erzählband liegt, ich gebe es zu, seit Langem ungelesen in meinem Bücherregal – es gibt eben so Werke, in die man nicht und nicht reinkommt. Die vorliegende Besprechung macht jedoch neugierig, weshalb ich mir „Anna nicht vergessen“ wohl wieder heraus legen und zusammen mit dem ebenfalls schon gekauften (und sogar schon angelesenen) „Alles über Sally“ für die baldige Zugfahrt ins Ländle einpacken werde.

  • Reply Schmetterling 1 Jul ’10 at 17:49

    Eine gute Kritik, Fee. Das macht mich echt neugierig. Kurzgeschichten sind auch eher selten mein Fall. Manchmal habe ich aber diesen Anflug von Melancholie und da helfen irgendwie nur Kurzgeschichten. Ich denke ich werde das Buch in nächster Zeit lesen.

  • Reply lena 4 Jul ’10 at 11:13

    das hab ich auch grad gelesen – ich find die einteilung mit Tage / Leben ganz schön, auch die meisten Kurzgeschichten recht ok – aber vom Hocker gehauen haben sie mich nicht.

  • Reply Moe 4 Jul ’10 at 13:06

    Erinnert mich von deiner Beschreibung an viele Kurzvarianten von “Es geht uns gut”. Hoffentlich ist Geiger nicht einer dieser Autoren, die den selben Stil und ähnliche Problematiken immer wieder und wieder zerkauen, aber da hilft wohl nur probieren und lesen. Danke für den Vorgeschmack!

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