Interessantes u. Spannendes Netzleben

5 Erkenntnisse vom #Mediencamp

23 Nov ’14

Am 22. November fand das Mediencamp in Wien statt und es haben sich eine Vielzahl an interessanten Vorträgen und Diskussionen ergeben. Sehr interessant und eigentlich auch schade, dass so wenige Medienvertreter gekommen sind. Aber umso besser waren dafür die Erkenntnisse, die ich für mich persönlich gewonnen habe und hier teilen möchte. Würden alle Veranstaltungen in der Branche so ablaufen, käme man deutlich weiter. Stattdessen sitzen ja immer die gleichen fünf Hanseln am Podium und jammern darüber, wie schlecht alles ist und wie furchtbar Google ist.

1. “Filter-Bubble” war das Wort des Tages

In fast jedem Vortrag mussten wir uns wieder selbst daran erinnern, dass Medien und die Art, wie wir Medien und Nachrichten konsumieren, sehr stark von der eigenen Filter-Bubble abhängen. Jugendliche konsumieren anders als Medienmenschen und diese wiederum anders als beispielsweise Personen mit niedrigerem Bildungsstand. Das ist wichtig zu wissen, weil man ja als Medienmensch auch immer an eine relativ breite Gruppe herantreten möchte. Die Wahrnehmung wird vor allem durch den eigenen sozialen Kreis massiv beeinflusst.

2. Einfach mal die Fresse halten

Besonders “Alpha-Journalisten”, “Alpha-Twitterer” und andere alte Hasen mit einer großen Reichweite beteiligen sich oft an sogenannten Shitstorms, obwohl sie diese gleichzeitig verurteilen. Die sogenannte Sau, die jeden Tag durch das Twitterdorf getrieben wird, ist aber oft am nächsten Tag vergessen. Dies erzeugt einerseits das Problem, dass über tatsächliche Probleme kaum noch Aufregungspotential da ist und auf der anderen Seite gibt es auf Entschuldigungen keine Katharsis-Reaktion. Man empört sich weiter, weil man sich in seine Empörung so reinsteigert und einer boshafter als der andere ist. Das ist teilweise unmenschlich und bewirkt Abstumpfung. Man sollte sich deshalb besser überlegen, wie man Kritik im Netz formuliert und sich lösungsorientierter verhalten.

3. Die Alten können von den Jungen einiges lernen

Interessant war, dass sehr viele sehr junge Menschen viel zu sagen hatten und auch viele Denkanstöße geben konnten, wenn es um die Zukunft von Medien ging. Sie sind Digital Natives, kennen die Branche teilweise relativ gut und wissen auch, wo sie hin möchten. Sie verstehen aber auf der anderen Seite nicht ganz, weshalb an alten bzw. veralteten Modellen so krampfhaft festgehalten wird. Junge haben extrem gute Ideen, sind innovativ und können einen entscheidenden Teil zur Weiterentwicklung beitragen, werden aber leider selten angehört, da hierarchische Strukturen es nicht zulassen. Das ist frustrierend.

4. Förderungen sind kein Geschäftsmodell

In einigen Vorträgen wurde darüber gesprochen, wie man möglichst effizient an Fördergelder kommt. Ein Geschäftsmodell kann aber nicht darauf hinauslaufen, dass man sich abhängig von Förderungen macht. Es braucht ein Modell, bei dem man auch ohne diese Finanzierungsmodelle, die vom Staat, der Europäischen Union oder anderen Institutionen kommen, überleben und leben kann. Es gab auch zahlreiche Diskussionen darüber, wie sich Plattformen finanzieren können, eine eindeutige Lösung ist aber nicht in Sicht, jede Plattform muss die für sich beste Strategie finden und vor allem einiges ausprobieren.

5. Nischen sind der wahre Geldbringer

Kein Mensch wird je für Nachrichten bezahlen. News, die austauschbar sind, sind Menschen keinen Cent wert. Medien müssen Themen finden, die ihre Plattform massiv von den anderer Medienhäuser unterscheidet. Nur wenn der Nutzer einen Mehrwert hat und eine Leistung dafür bekommt, wird er Geld in die Hand nehmen wollen. Alleinstellungsmerkmale von Medien könnten dazu genutzt werden, Geld zu generieren. Vor allem muss dem Leser/der Leserin die Möglichkeit gegeben werden, das so niederschwellig wie möglich zu machen. Abos für Online-Medien sind nicht zeitgemäß, weil man nicht nur ein Medium, sondern mehrere liest und sich nicht an ein bestimmtes Medium binden möchte. Online-Medien werden nicht wie Zeitungen in Haushalten konsumiert. Dieses Modell ist deshalb veraltet und muss überarbeitet werden. Special Interest Themen sind wichtig, weil sie einer kleineren Gruppe etwas bieten, das diese sonst nirgends bekommt. Dann ist auch die Zahlungsbereitschaft eine größere. Und wie wir von Netflix, Spotify und Co. wissen: Die Menschen geben für den Konsum von Medien auch Geld aus.

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Meine Präsentation zum Thema “Die Zukunft der Papierzeitung” ist übrigens auf Slideshare zu finden.

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1 Comment

  • Reply Irene Michl 23 Nov ’14 at 16:59

    Danke für die feine Zusammenfassung. Dein Beitrag hat bei mir einen Gedankengang ausgelöst (der aber leider noch ins Nirvana geht). Wie kan man die Jungen mit den Älteren im Journalismus zusammenbringen? Ein Barcamp ist ein Format, wo die Jungen sich Gehör verschaffen können. Wie bekommt man aber die Älteren dazu, sich auf eine Veranstaltung dieser Art einzulassen?

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