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Apartment Detox – Aufräumen im Gehirn

14 Feb ’16

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Vor einiger Zeit hat mich meine Freundin @floordrees mit ihrem Workshop zur KonMari-Aufräummethode auf eine Idee gebracht: Ich muss endlich die Wohnung frei kriegen von all dem Zeug, das eigentlich keiner braucht. Von der KonMari-Methode, die nach Marie Kondo benannt wurde, hatte ich bis dahin nichts gehört. Also habe ich mich für den Workshop angemeldet und das Buch von Kondo innerhalb von zwei Tagen gelesen.

Marie Kondo ist ein bisschen esoterisch. Aber sie hat mit einem recht: Die meisten von uns wissen nicht, wie man aufräumt. Im Gegensatz zu kochen oder nähen ist aufräumen etwas, das man nicht lernt. Und es gibt dafür auch keine Kurse. Wozu auch, werden sich einige fragen, es ist ja selbstverständlich. Ich finde nicht. Es ist gar nicht so einfach, richtig aufzuräumen.

Und weil ich jetzt zuhause arbeite und so wenig Ablenkung wie möglich haben möchte, habe ich beschlossen: Ich räume auf und werde dafür zum Großteil die KonMari-Methode nutzen. Dass ich dabei an meine physischen und psychischen Grenzen gehen werde, war mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Und ich erkläre euch hier auch warum:

  • Es dauert sehr lange: Abhängig von der Wohnungsgröße und der Anzahl der Menschen, die darin leben, muss man schon mit mehr Zeit rechnen zum entmisten und richtigen aufräumen als man ursprünglich gedacht hat. Ich habe insgesamt fünf ganze Tage gebraucht. Gedacht habe ich, dass ich drei brauchen werde. Wenn man einmal anfängt, kann man nämlich nicht aufhören. Man muss alles in einem Zug machen.
  • Man muss jedes einzelne Ding in seiner Wohnung anschauen. Dabei sollte man sich fragen, ob man es wirklich braucht und ob es einem überhaupt noch Freude bereitet. Dinge, die man schon längst vergessen hat und die irgendwo in irgendwelchen Schubladen liegen, kann man getrost weggeben. Das heißt aber auch, dass man jedes einzelne Haargummi, jedes einzelne Blatt Papier und jeden Legostein begutachten muss.
  • Man muss sich von Gewohnheiten trennen. Ich hatte in einer meiner Laden eine Box mit alten Briefen. Aus meiner Jugend. Von Brieffreundinnen, von Mitschülerinnen etc. Erinnerungen, aber solche, die ich mir in den letzten Jahren eigentlich nie wieder angesehen habe. Die Box kam von Wohnung zu Wohnung mit, aber es war nur noch Gewohnheit. Also habe ich den Inhalt kurzerhand weggegeben. Genauso wie so Zeug wie Flugtickets etc. Das Erlebte ist bereits vorbei, die Erinnerung ist im Kopf. Man braucht keinen Krempel, um etwas in Erinnerung zu behalten. Von den Kindern habe ich nur einige wenige Kunstwerke aufgehoben, die sie in Schule/Kindergarten angefertigt haben. Und auch von Fotos sollte man sich trennen können. Es muss sein.
  • Es ist körperlich anstrengend. Das Ausräumen jeder einzelnen Lade auf den Boden, das Aussortieren und anschließende Überlegen, wo man die Dinge aufbewahren möchte, die man behält, ist körperlich anstrengend. Ich hatte bereits nach drei Tagen einen Muskelkater und nach fünf Tagen schon ziemliche Rückenschmerzen. Den Müll muss man schließlich auch wegbringen und Möbel verrücken sich auch nicht von selbst.
  • Man muss sehr genau sein. Das Auslassen von Möbelstücken oder gar ganzen Zimmern ist ein absolutes No-Go, denn schon ein unaufgeräumtes Zimmer bringt alles wieder in die alte Gewohnheit. Ich habe am Schluss sogar meine Socken sortiert und neu zusammengelegt. Jedes Ding braucht seinen dezidierten Platz. Das Problem an Unordnung und wie sie entsteht ist nämlich, dass man ständig neue Sachen mit in die Wohnung bringt und dann oft nicht weiß, wo man sie hinstellen/hinlegen soll. Hat man dafür aber einen dezidierten Platz, ist das viel einfacher.
  • Man will zwischendurch aufgeben. Nach drei Tagen wollte ich nicht mehr. Ich wollte einfach alles stehen und liegen lassen und habe mir gedacht: Sobald ich ausziehe, sortiere ich sowieso aus. Aber dann hab ich mich doch aufgerafft, was mich sehr viel Überwindung gekostet hat.
  • Deko wirkt viel mehr. Dort, wo bereits aufgeräumt ist, kann man Pflanzen oder andere Deko-Elemente hinstellen und sie haben einen ganz anderen Effekt als in einer angeräumten Wohnung: Sie kommen endlich zur Geltung.
  • Platz für die wirklich wichtigen Dinge. Ich habe im Zuge des Prozesses endlich Platz für meine DIY-Materialien gefunden. Eine eigene große Lade mit einem Fach für Washi-Tape, buntes Papier etc. Wer braucht wirklich all die gelesenen Bücher, die er im Regal stehen hat? Klar hat man ein paar schöne Favoriten, die man nicht missen möchte, aber alle Romane aufheben? Total unnötig.
  • Die wirklich wichtigen Dinge zählen. Als ich mich von dem ganzen Krempel getrennt habe, ist in meinem Gehirn irgendwas passiert. Ich war plötzlich so froh und dankbar für all die tollen Dinge, die ich habe. Und ich bevorzuge Qualität, ich brauche nicht viel. Ich habe etwa 2/3 unserer Sachen hergegeben, aber es fehlt trotzdem an nichts. Alles, was ich brauche, habe ich.
  • Etwas Altes für etwas Neues. Die Ordnung zu behalten ist möglich. Ich persönlich habe mir eine Regel gesetzt: Immer, wenn etwas Neues in die Wohnung kommt, muss etwas Altes raus.
  • Man hat Platz zum Atmen. In einer aufgeräumten Wohnung hat man das Gefühl, besser denken, besser atmen zu können. Ich habe es nicht geglaubt, aber der Effekt auf den Denkprozess und den Alltag ist enorm. Man fühlt sich ein bisschen befreiter und generell besser, weil man nur die Dinge um sich herum hat, die man auch ganz klar da behalten hat. Alles andere hat man schließlich weggegeben. Man ist positiver eingestellt, es macht einem nichts mehr aus, jetzt die Wäsche schön zusammenzulegen oder ein paar Dinge wegzuräumen. Man findet alles, man mag alles.

Nach der ganzen Geschichte fühlt man sich so viel wohler in seiner Wohnung, man hat das Gefühl, in seinem Kopf aufgeräumt zu haben und Platz für Neues, einen neuen Anfang zu haben. Ich kann es jedem nur empfehlen und versichere euch, dass sich diese Mühe auszahlt. Zum Start könnt ihr euch ja das Buch von Kondo kaufen (oder eines der anderen Bücher von ihr) oder einen Workshop dieser Art zu besuchen.

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