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Tag 24 – Ein Buch, von dem niemand gedacht hätte, dass du es liest/gelesen hast

24 Jul ’10

Lew Tolstoj – Krieg und Frieden

Russische Adelsfamilien in ihrer ganzen Pracht und Leidenschaft, inklusive Heiratspolitik, dazu Freimaurertum, detaillierte Beschreibungen von Schlachtszenen und –plänen, die Bedrohung duch vorrückende napoleanischen Truppen und das Chaos auf russsicher Seite – „Krieg und Frieden“ ist ein opulentes Werk. Zweibändig mit 2099 Seiten in der Taschenbuchausgabe ist das ein Wälzer, von dem zwar jede_r schon gehört hat, aber den selten jemand tatsächlich gelesen hat. Oder wer kann das schon von sich behaupten?

Ich kann das. Am allerwenigsten hätte wohl ich selbst gedacht, dass ich dieses Buch lesen werde. Aber es musste sein! Denn: permanentes Darüber-Reden, wie wenig Klassiker der Literatur frau eigentlich wirklich gelesen hat, bewirkt, dass „Krieg und Frieden“ zu Weihnachten unter dem Baum liegt. Also begann ich zu lesen, war gespannt, war gelangweilt, biss mich durch, quälte mich. Es dauerte fast zwei Jahre, mit mehreren anderen Büchern dazwischen, bis ich es zu Ende gelesen hatte.

Und doch war es auch schön! Aufgeben wäre nie und nimmer in Frage gekommen. Dem quälenden Suchen nach dem Sinn des Lebens, dem Zweifeln und Verzweifeln an den Umständen, dem Bedrohlichen des Krieges kann eine gewisse Faszination nicht abgesprochen werden. Wegen Passagen wie dieser hielt ich durch:

„Wer hatte recht? Wer war schuldig? Niemand. Aber solange man am Leben ist, soll man leben; denn morgen ist man vielleicht schon tot, wie ja auch ich vor wenigen Stunden leicht hätte getötet werden können. Und ist es der Mühe wert, sich über ein unglückliches Leben zu grämen, wenn die Lebenszeit, die einem noch übrig ist, im Vergleich mit der Ewigkeit nicht mehr als eine Sekunde beträgt?“ (S. 554)

Als Nächstes lese ich übrigens „Verbrechen und Strafe“ von Fjodor Dostojewski.


Gemütlich in Wien eingenistet prokrastiniert Andrea hauptberuflich herum, lenkt sich mit Lesen sowie „dem Internet“ vom Diplomarbeit-Schreiben ab und bereichert die Welt unter @PrinzecznaAndrea auf Twitter mit Worten, manchmal unter http://princeznaandrea.soup.io/ auch mit Bildern

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1 Comment

  • Reply (mad) 25 Jul ’10 at 10:10

    Ja, das große Werk des großen Tolstoj… Ich hab hier seit bald zehn Jahren eine dreibändige Ausgabe in Frakturschrift rumliegen, auch knapp 2000 Seiten. Die Lektüre werde ich wohl weiter aufschieben, wenngleich ich mich mit Vergnügen an „Anna Karenina“ erinnere, das ich so um 2001 herum gelesen habe – und dabei feststellte, dass man sich an die alte Schrift eh rasch gewöhnen kann. Das Buch bleibt übrigens bis auf Weiteres meine Lieblingsschnulze. Leseempfehlung!

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